Wir wussten es ja alle immer schon: Hinter den Kulissen der Schönen und Reichen rumort es gewaltig. Ein Rumoren bestehend aus Geld, Versuchung, Verrat und vielleicht sogar … Mord?
Eine dieser wohlhabenden Familien besteht, oder ich sollte besser sagen, bestand, aus Patrick, Scott und Maureen Doherty. Die Familie besitzt ein riesiges Anwesen, Papa fliegt mit dem Helikopter von der Arbeit nach Hause und der Sohn klimpert gedankenverloren tagsüber auf dem familieneigenen Flügel entrückt melancholische Melodien.
In diese Idylle platzt mit voller Wucht der tragische Schwimmunfall des Familienoberhaupts Patrick. Mutter und Sohn sind entsetzt, war ihr Mann und Vater doch ein bekannter Leistungsschwimmer, dem solch ein Unfall nicht hätte passieren dürfen.
Einige Woche nach der Beerdigung kehrt Scott’s Mutter von einer Kreuzfahrt heim und stellt dem verblüfften Sohn Scott ihren neuen Freund Oliver Vance vor. Dieser entpuppt sich als ein wenig mehr als eine nur flüchtige Bekanntschaft, wie Scott gleich in der ersten Nacht unmissverständlich aus dem elterlichen Schlafzimmer zu hören bekommt.
Doch dann tritt da noch Kelly auf. Sie beeindruckt Scott von der ersten Minute an, auch, wenn sich schon bald herausstellt, dass sie offenbar die Tochter von Oliver Vance, dem neuen Geliebten seiner Mutter, ist. Alle Charaktere sind damit eingetrudelt, der mit Sex, Verrat und Misstrauen versetzte Mix so zum servieren bereit.
Als Scott’s Mutter Oliver Vance heiratet, sind die Fakten und Hinweise nicht nur für den schockierten Scott ausreichend, um einen grausamen Verdacht zu hegen.
Auch Kelly beginnt zu vermuten, dass die beiden Eltern sich schon lange vor dem Tod von Scott’s Vater kannten und sogar etwas mit seinem Tod zu tun haben könnten. Als sich die Beweise verdichten, dass Scott’s Vater nicht durch einen Unfall ums Leben kommen konnte, gerät auf einmal Kelly selber für Scott, der sich mittlerweile in sie verliebt hat, unter Verdacht.
Mit einem mal kann Scott weder seiner Mutter, seiner neuen Freundin und schon gar nicht Oliver, dem undurchsichtigen Hintermann vertrauen. Ob Scott bei seiner Suche nach der Wahrheit sich selber, seinen Gefühlen, seinem Instinkt oder seiner Logik folgen soll, das wird für den jungen Mann zur inneren Zerreisprobe. Die Wahrheit hinter dem Schicksaal seines Vaters stellt sich letzten Endes als weitaus komplizierter heraus, als man auf den ersten Blick annehmen möchte und wird Scott für immer verändern.
Kritik:
„Fascination“ setzt zunächst auf üppig inszenierte Kulissen, über Inselgruppen und Strände dahergleitende Helikopteraufnahmen, Sonne, blauen Himmel und einfach nur schöne Menschen. Dies alleine hätte bis hierher zunächst einmal den Charme eines Raffaello Werbespots. Aber, getreu dem Genre des Thrillers, verwandeln sich diese paradiesischen Zustände schon bald in ihre Verkehrung.
Das Erstlingswerk von Klaus Menzel versucht sich als „Film Noir unter der Sonne Floridas“. Ob diese Beschreibung aus dem Pressetext zu „Fascination“ der cineastischen Realität entspricht, ist auf den ersten Blick nicht wirklich zu erkennen. Ebenso wenig der Grund dafür, dass sich Kelly und Scott während der Heirat ihrer Eltern auf dem Dach des Trauamtes zu einem Schäferstündchen zurück ziehen. Ebenso wenig, wie auf einer angeblich verlassenen Insel fahrende Autos im Hintergrund zu sehen sind. War das so beabsichtigt? Weitere Details würden aber den Spass am Film unnötig schmälern und schon im vorhinein zu viel der Dramaturgie preisgeben. Und die ist schon recht ordentlich realisiert.
Die Verwicklungen, Zweifel und Ungereimtheiten, denen sich der Protagonist Scott (Adam Garcia) ausgesetzt fühlt, lassen auch den Zuschauer nach der Wahrheit über die Vorfälle in der Familie miteifern. Ob Scott seiner Liebe Kelly (Alice Evans) vertrauen kann oder nicht, wird glaubwürdig inszeniert. Einzig ein Flashback verrät meiner Ansicht nach leider schon recht früh, wie sich die Geschichte zum Ende hin aufklären wird. Hätte Menzel uns hier im Dunklen gelassen, so wäre noch einiges mehr an Spannung möglich gewesen. Aufmerksame Zuschauer oder Kenner des Genre, werden hier sofort wissen, wie sich die Story weiter entfalten wird.
„Fascination“ ist nicht unbedingt ein Thriller für Liebhaber dieser Gattung Film. Dafür sind die dramaturgischen Wendungen einfach zu deutlich sichtbar, die Rollenverteilung von Gut vs. Böse zu abgegrenzt und vor allem die letzte Einstellung des Film wirklich zu stereotypisiert und einfach unlogisch.
Was hier wirklich gefällt, ist etwas, das Kelly’s Charakter im Verlaufe des Films denn auch ausspricht “Wo kein Vertrauen ist, da ist auch keine Liebe“. Das Verhältnis von Vertrauen und Liebe, Enttäuschung, Verlangen und widerrum Verrat ist nicht nur filmisch sowie dramaturgisch omnipräsent, sondern meiner Ansicht nach auch Triebfeder der gesamten Handlung. Es scheint, als ob Menzel hier in der Verkleidung eines Thrillers ein Bild moderner Beziehungfragen und Probleme schaffen wollte. Nicht der Mord, sondern die Ungewissheit der Liebe stehen auf einen zweiten Blick im Mittelpunkt der Erzählung.
Ob nun Liebe oder Mord als Leitmotiv herhalten sollten, „Fascination“ bietet auf jeden Fall spannende Unterhaltung für verregnete Herbsttage, wenn es wieder früher dunkel wird und wenn wir beginnen zu träumen: von Sonne, Strand, ewiger Liebe und ein klitzekleines Stückchen Reichtum – ohne Mord, versteht sich.