Vor ein paar Tagen, da hatte ich mein erstes Mal. Ja, ganz richtig gelesen und das gleich in mehreren Beziehungen.
Ich habe tatsaechlich zum ersten Mal ueber dem Feuer geroesteten Tintenfischarm verkostet. Das muss man mir erst mal nachmachen. Der Verkauf findet an einer Strassenecke statt. Es riecht nach Lagerfeuer, denn das Feuer wird in einer Tonne entfacht und die Tintenfische brutzeln darueber vor sich hin. Das war mein erstes Mal mit einem Tintenfisch. Uebrigens sehr anstaendig das Ganze, aeusserst aromatisch und natuerlich hier ungemein frisch. Fehlt nur, dass der Fisch noch zuckt beim Kauen.
Ok, trotzdem ziehe ich einen gemuetlichen Abend mit tellerweise Tapas vor. Nein, ehrlich. Wuerziger Knoblauch mariniert ein auf der Zunge schmilzendes Stueck feinstes Rindfleisch. Dazu ein kraeftiger Vino Tinto und der Abend ist gerettet. Mir gegenueber gibt ein Seemann seine besten Geschichten zum Besten. Er sei im Oelbusiness, sagt er und zieht genussvoll an seiner Zigarette. Damals, in Nigeria, da brauchte er einen Bodyguard. Aber das brauchten da alle Auslaender, ist normal. „Das Gute daran, in Nigeria ein Auslaender zu sein,“ meint der Seemann „ist, dass alle ein Stueck naeher zusammen ruecken muessen. Jeder achtet auf den anderen und haelt ihm so den Ruecken frei.“ Ich bin ganz Ohr. Der Kerl ist so alt wie ich und hat trotzdem ein voellig anderes Leben hinter sich. Kleine blitzende, unruhige Augen. Immer wieder huscht sein Blick zum Ausgang, wo ihm kurze Zeit spaeter ein Marokkaner zuwinken wird. Er entschuldigt sich kurz, verschwindet zu einem kurzen Gespraech. Stimmengewirr aus mindestens vier verschiedenen Laendern umgibt mich.
Auch die Tapas waren ein erstes Mal fuer mich, warm, zart und einfach nur atemberaubend koestlich. Da kann das „Campi“ in Koeln einpacken. SO sehen naemlich Tapas aus! Aber gut, es gibt noch ein drittes erstes Mal fuer mich hier – Schlaf.
Ich habe vergangene Woche mein neues Zimmer bezogen. Ungelogen, habe ich da wirklich etwas ganz Feines an Land gezogen. Eine WG, die bald nur noch einen Mitbewohner und mich beherbergen wird. Das Ganze auf ca. 100qm fuer 270 Euro. Da freut sich mein von hohen Mieten inmitten von Koeln ruiniertes Ikeaherz. Mein Bett habe ich mir heute direkt ans Fenster gezogen. Kann ja nicht angehen, dass ich auch nur einen der im Schnitt 300 Sonnentage hier verschlafen koennte.
Und Schlaf kann ich mir kaum leisten. Nicht hier. Nicht in absehbarer Zukunft. Dafuer gibt es hier, wie auch zu Hause einfach noch zu viel zu sehen, zu viel zu tun. Das erste Mal gibt es also haeufiger, als man denkt und trotzdem geschieht das alles immer nur einmal. Think about it…